Neue Methoden für mehr Effizienz in der Sozialarbeit

Schwache staatliche Strukturen wirken sich auf die Effizienz der Sozialarbeit aus. Das macht sich auch auf lokaler Ebene bemerkbar, wenn mit geringen Mitteln, wenig Personal und mit überholten Methoden gearbeitet werden muss. In Nordserbien soll die Einführung eines Computerprogramms die staatliche Sozialarbeit nun grundlegend verändern.  

Wer etwas über die Zukunft der Sozialarbeit in Serbien lernen will, muss sich ins Fußballstadion von Novi Sad begeben. Noch liegen hier die Büroräume der Nichtregierungsorganisation „Support to Sustainable Communites (SSC)“, die seit kurzem in Kooperation mit einer Einrichtung der nordserbischen autonomen Provinz Vojvodina und dem GIZ-Projekt „Soziale Rechte vulnerabler Gruppen“ an einer Reform der Sozialarbeit arbeitet.

„Im Sozialschutz dieses Landes ist einiges aus dem Ruder gelaufen“, sagte Radomir Šovljanski. Er berät die beteiligte Einrichtung „Provincial Institute for Social Protection“, deren Aufgabe es ist, die Zusammenarbeit von staatlichen Sozialeinrichtungen und Nichtregierungsorganisationen zu koordinieren und fachlich zu überwachen. „In kleinen lokalen Sozialämtern sitzen vielleicht zwei oder drei Angestellte“, erläutert Šovljanski, was er mit „aus dem Ruder gelaufen“ meint. „Die müssen manchmal nicht nur hunderte von Familien betreuen, sondern auch noch zwei Mal im Monat genaue Berichte über alle ihre Fälle schreiben.“ Aus 44 Gemeinden und mehr als 100 beteiligten Institutionen gehen diese Berichte in Šovljanskis Institut ein – viele davon auf Papier verfasst. Hier werden sie auf Richtigkeit geprüft, abgeschrieben und in eine einheitliche Form gebraucht. „Es dauert manchmal Monate, bis ein solcher Bericht fertig und an das Ministerium weitergeleitet ist“, sagt Šovljanski, der sich auf die Suche nach einem Weg machte, um die Datensammlung zu vereinfachen, zu beschleunigen und effektiver zu gestalten.

Digitalisierung trägt zur Effizienz bei

Die Lösung struktureller Probleme und die Einführung neuer Methoden für die Verwaltung ist – wie überall auf der Welt – auch in der Vojvodina Aufgabe des Staates – die dieser derzeit noch nicht erfüllen kann. Unterstützung bietet das GIZ-Projekt „Soziale Rechte vulnerabler Gruppen“, das in den Ländern des westlichen Balkans innovative Ansätze von Sozialarbeit fördert, um die Lebensbedingungen von Menschen aus sozial benachteiligten Gruppen zu verbessern. In einem gemeinsamen Projekt wurde von der noch im Fußballstadion beheimateten Organisation „Support to Sustainable Communites (SSC)“ in nur wenigen Monaten ein Computerprogramm entwickelt, das derzeit abschließend getestet wird. Demnächst wird die Organisation in ein neues Büro umziehen und dann auch über Schulungsräume verfügen. Bis dahin sollen die verschiedensten Stellen in der Vojvodina ihre Sozialfälle mit allen Details über dieses Internet- basierte Programm erfassen. „Das ist völlig unkompliziert“, erzählt Marija Krsmanović von SSC. „Im Eingabeformular muss man lediglich vorgegebene Auswahlmöglichkeiten ankreuzen oder Zahlen eingeben. Es gibt aber auch die Möglichkeit, erläuternde Texte einzufügen.“ Niemand müsse mehr tun als früher, sagt sie, „aber wir haben eine zentrale Datenbasis, die wir auswerten, verknüpfen und für die Berichte aufbereiten können.“ Radomir Šovljanski ist sich sicher: „Dieses Vorgehen wird die Fallbearbeitung effizienter machen und die Entscheidungsgrundlagen der Politik verbessern.“

 

Text: FLMH | Fotos: ©ZORANA MUŠIKIĆ